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Franz-Rosenzweig-Professur geht an Prof. Dr. Liliane Weissberg
Die Universität Kassel vergibt die diesjährige Franz-Rosenzweig-Professur an die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Liliane Weissberg von der University of Pennsylvania. Im Sommersemester 2012 wird sie zwei Lehrveranstaltungen in Kassel anbieten.
Weissberg (geb. 1953) gehört zu den renommiertesten deutsch-amerikanischen Wissenschaftlerinnen. Sie forschte vor allem zur deutschen Literatur und Philosophie vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Ein Großteil ihres Werkes behandelt die deutsche, europäische und amerikanische Romantik. Daneben schrieb sie über die Idee der Darstellung im Realismus, über Photographie, Literaturtheorie und Feminismus.
Ein Großteil ihrer Veröffentlichungen befasste sich in den vergangenen Jahren mit der Erforschung der deutsch-jüdischen Tradition in Literatur und Kultur. Sie beschäftigte sich dabei intensiv mit jüdischen Autorinnen wie Henriette Herz, Dorothea Schlegel, Regina Frohberg oder Rahel Varnhagen. Aktuell arbeitet sie an einem Buch über Sigmund Freud und die Idee der Akkulturation.
„Die Publikationsliste von Weissberg umfasst ein halbes Dutzend selbständiger Veröffentlichungen, weit über hundert Aufsätze, Editionen, Übersetzungen und Rezensionen“, sagte Prof. Dr. Peter Seibert vom Institut für Germanistik der Universität Kassel: „Dabei weisen die Publikationen thematisch eine außergewöhnliche Breite auf; philosophische Abhandlungen finden sich ebenso wie Beiträge zur Kunst- und Filmtheorie.“ Ihre Arbeiten umfassten literaturtheoretische ebenso wie kulturwissenschaftliche Beiträge. Viele bezögen psychoanalytische Überlegungen ein. Weissberg sei eine „Wissenschaftlerin von hohem Rang, die wesentlich dazu beigetragen hat, die Erinnerung an das europäisch-jüdische geistige Erbe wach zu halten“, sagte Seibert.
Weissberg ist derzeit Christopher H. Browne Distinguished Professor in Arts and Sciences an der University of Pennsylvania (Philadelphia) und unterrichtet dort deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft. Sie studierte Komparatistik und Philosophie in Berlin und Harvard. 1984 promovierte sie an der Harvard University. Von 1983 bis 1989 lehrte sie an der Johns Hopkins University und wechselte danach an die University of Pennsylvania.
Weissberg war Gastprofessorin an zahlreichen Hochschulen in Europa und den USA, darunter in Princeton, Berlin, Hamburg, Heidelberg, Bochum, Potsdam, Graz und Wien. Zudem war sie Fellow am Center for Advanced Studies in München, am Sigmund Freud Museum in Wien und anderen Institutionen. Für ihre Forschung und Lehre wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Forschungspreis der Guggenheim Memorial Foundation und dem Lindback Unterrichtspreis der University of Pennsylvania.
Sie kuratierte mehrere Ausstellungen in den Vereinigten Staaten und Deutschland und bereitet im Augenblick Ausstellungen für das Jüdische Museum in Frankfurt am Main und das Deutsche Literaturarchiv in Marbach vor.
Prof. Weissberg wird im Sommersemester zwei Lehrveranstaltungen an der Universität Kassel anbieten:
- „Die Literatur der deutschen und jüdischen Aufklärung“ (Dienstag, jeweils 10.00 – 12.00 Uhr, Kurt-Wolters-Str. 5, Raum - 1029) und
- „Trauma und Literatur“ (Dienstag, jeweils 18.00 – 20.00 Uhr, Kurt-Wolters-Str. 5, Raum 0019)
Die Antrittsvorlesung zum Thema „Franz Rosenzweig und das Freie Jüdische Lehrhaus“ findet statt am 25. April, 18.00 Uhr (Kurt-Wolters-Str. 5, Gebäude der Geistes- und Kulturwissenschaften, Raum 0019/0020). Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.
Die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur ist eine in der deutschen Universitätslandschaft einmalige Einrichtung. Sie wird seit 1987 jeweils im Sommersemester an einen Wissenschaftler aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften vergeben, der mit seiner Arbeit und Forschung zu Fragen der europäisch-jüdischen Geschichte, Kultur und Bildung dem Verdrängen und Vergessen des in Europa zerstörten jüdischen Erbes entgegenwirkt. Sie erinnert damit auch an das religionsphilosophische Werk und die Bildungsarbeit von Franz Rosenzweig, des großen jüdischen Sohnes der Stadt Kassel.